Schöller
Die älteste evangelische Gemeinde des
Bergischen Landes
Vorreformatorische Zeit:
- Schön-lar: Ein schöner, durch Ausrodung urbar gemachter Platz
- Krongut deutscher Kaiser (um 800 n.Ch.)
- Königliche Schenkung an das Kloster Corvey a.d. Weser (Lehnsgut)
- 1430 Verkauf an Engelbert von Schöller
- Die Herren von Schöller hatten höchste und einflussreichste Stellen bei den Herzögen von Berg inne
- Gründer der Pfarrstelle von Schöller war Rüttger I von Schöller durch die Stiftung von 50 Morgen Land
- Rüttger I war Amtmann über Düssel, Sonnborn- Schöller und Gruiten; er war befreundet mit Konrad Heresbach (Gut Heresbach an der B7)
1530 Einführung der Reformation:
Existenzbedrohung der Gemeinde:
- Zur Zeiten der Gegenreformation 1604 wird Pastor Viti vertrieben, ein katholischer Priester wird eingesetzt, dieser wird jedoch von der Gemeinde boykottiert 1612 (nach 8 Jahren ohne ev. Pfarrer) wird wieder ein ev. Pfarrer eingesetzt
- Im 17. Jahrhundert (30- jähriger Krieg, Grafenhaus wird katholisch) verarmt die Gemeinde und es droht der Verfall der Kirche. Es folgt eine vorübergehende Schließung und es wurde eine Kollektenreise nach Holland unternommen
- Im 19. Jahrhundert (zur Zeit Napoleons) soll 1810 auf Anweisung des französischen Präfekten die Zusammenlegung mit der Gemeinde Gruiten erfolgen. Der dortige Pfarrer Haertges wird wiederum boykottiert und die Fusion damit verhindert
Veränderung der Lebensverhältnisse in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts:
- Bis 1850 eine bäuerlich geprägte Gemeinde
- Darauf folgen Hausweber und Bandwirker
- Gravierend verändert haben die Gemeinde zudem der Bau von zwei Eisenbahnlinien (W´tal- Hahnenfurth) und der Beginn des Kalkabbaus
Nach 1945:
- Bevölkerungsanstieg durch Zuzug von Ostflüchtlingen
- Strukturwandel in der Landwirtschaft
- 1946 gab es in und im direkten Umfeld von Schöller 12 landwirtschaftliche Betriebe
- heute gibt es noch zwei landwirtschaftliche Betriebe im Umfeld von Schöller
- Von 1946 bis 2012 Personalunion Gemeindepfarrer und Dozentur an der Kirchliche Hochschule Wuppertal- Bethel
Fusion der Gemeinden Gruiten und Schöller zum 01. Januar 2019
Ende der Selbständigkeit - gemeinsam in die Zukunft!
Es fehlt wohl nur ein gutes Jahrzehnt und die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Schöller hätte ihren 500. Geburtstag feiern können. Wohl um 1530 wurde die Dorfkirche in Schöller eine Kirche für die Evangelisch-reformierte Gemeinde. Nur wenige Jahre zur Zeit der Gegenreformation unterbrachen die Zugehörigkeit zur Evangelischen Kirche. Konnte bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts ein Pfarrer den Lebensunterhalt für sich und seine Familie durch ein paar Morgen Land und die eine oder andere Lehrtätigkeit sicherstellen, so reichte dies ab dem letzten Jahrhundert nicht mehr. Und weil meist nur gut 300 Gläubige Mitglied der Kirchengemeinde waren, zeichnete sich schon seit vielen Jahren das Ende der wohl ältesten Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde im Bergischen Land ab.
Dieses hohe Alter war dann auch der Grund, das Ende der Selbständigkeit nicht einfach so sang- und klanglos durchzuwinken. Am 2. Dezember 2018 versammelten sich zahlreiche Gemeindemitglieder und Freunde aller Konfessionen in der alten Dorfkirche zum feierlichen Abschiedsgottesdienst. Freie Plätze in den Kirchenbänken waren Mangelware. Pfarrer i. R. Schütt eröffnete, leitete und schloß den Gottesdienst, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Rekowski hielt aus diesem besonderen Anlaß die Predigt.
Nach dem Gottesdienst lud die Gemeinde alle Gottesdienstbesucher zu einem gemütlichen Zusammensein in das Gemeindehaus. Besonders eingeladen waren Frau Pastorin Schröder-Möring und die Pastöre Dr. Martin Breidert und Prof. Dr. Matthias Freudenberg. Sie waren die letzten, noch lebenden planmäßigen Pastöre von Schöller. Wegen einer Erkrankung konnte Frau Schröder-Möring leider nicht kommen, zur großen Freude vieler Teilnehmer hatten Herr Breidert und Herr Freudenberg lange Reisen auf sich genommen, um am Abschiedsgottesdienst ihrer ehemaligen Gemeinde teilnehmen zu können. Eingeladen waren aber auch alle Pastorinnen und Pastöre, die in den langen Zeiten der Vakanz an Sonn- und Feiertagen bereitwillig zur Verfügung standen, um Gottesdienste mit den Gemeindemitgliedern zu feiern. Auch ihnen dankte Martin Bäßler, der stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums.
Am Sylvesternachmittag hielt "der neue" Pfarrer von Schöller, Hanno Nell aus Gruiten, den letzten Gottesdienst der da noch selbständigen Kirchengemeinde ab. An die 30 Menschen besuchten diesen Gottesdienst und feierten gemeinsam das Heilige Abendmahl. In seiner Predigt ließ Pfarrer Nell keine Zweifel am gedeihlichen Zusammenwachsen der beiden Gemeinden aufkommen und erbat auch dafür Gottes Segen.
Ab dem 1. 1. 2019 gibt es mit der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Gruiten-Schöller eine neue Gemeinde in Deutschland. In zahlreichen Gesprächen haben die Presbyterien der beiden "Altgemeinden" die Voraussetzungen für diesen Zusammenschluß geschaffen. Viele Alltäglichkeiten und Selbstverständlichkeiten in beiden Gemeinden mußten zusammen geführt werden. Manches schien auf den ersten Blick problemlos, forderte dann aber neue, andere Lösungen. Auf dem Papier steht die neue Gemeinde, jetzt ist es an den Mitgliedern, den Menschen, diesen Zusammenschluß auch im Gemeindealltag zu leben und verwirklichen. Schon seit Jahren gibt es gemeinsame Gottesdienste, die Pfarrer kamen in die Nachbargemeinde, um dort zu predigen, in den beiden letzten Jahren gab es gemeinsame Ausflüge. Und auch die Verhandlungen zum Zusammenschluß waren nicht von Widerständen begleitet.
Manches wird sich noch ändern, muß sich einschleifen. Gerade in der kleinräumigen Überschaubarkeit von Schöller wird Ungewohntes erst noch zur Alltäglichkeit werden müssen. Die kurzen Wege zum Gemeindebüro gibt es nicht mehr. Ja, das Ende der Selbständigkeit bedeutet in Schöller auch die teilweise Aufgabe von Bequemlichkeiten.
Wenn aber alle Gemeindemitglieder für eine Zukunft der neuen Kirchengemeinde gemeinsam leben und arbeiten, wird die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Gruiten-Schöller auch in den Seelen der Menschen zusammenwachsen und an Kraft und Bedeutung gewinnen.
Unsere ehemaligen Gemeindepfarrer
1530-1545 Rambert von Heimsberg
1545-1580 Albert Ronge
1580-1604 Johann Viti
1604-1610 Wilhelm Jakobi (katholischer Priester)
1610-1612 Heinrich von Homberg (ohne Bestätigung)
1612-1651 Jodokus Ahlius
1651-1680 Rütger Ahlius
1680-1710 Wilhelm Balduin, der Ältere
1710-1716 Wilhelm Christian Balduin, der Jüngere
1716-1770 Peter Cürten
1771-1809 Heinrich Benzenberg
1811-1814 Johann Gottlieb Krafft
1815-1826 Johann Gottlieb Nourney, der Ältere
1827-1850 Karl Goldenberg
1851-1858 Friedrich Eger
1859-1887 G. A. Nourney
1887-1891 Andreas Natorp
1891-1893 Wilhelm Sengelmann
1894-1896 Hermann Leithäuser
1896-1905 Matthias Henrici
1905-1907 Friedrich Dittmar
1908-1911 Karl Tang
1911-1914 Friedrich Klinker
1914-1918 Dr. Wilhelm Ewald Schmidt (ab 1916 Feldseelsorger)
1916-1919 Friedrich Meyer (Pfarrverweser)
1919-1934 Rudolf Wulfhorst
1934-1940 Prediger Schuler
1943-1946 Robert Cleff
1946-1968 Prof. Dr. Wilhelm Niesel
1968-1994 Prof. Dr. Jürgen Fangmeier
1995-2004 Dr. Martin Breidert
2006-2012 Prof. Dr. Matthias Freudenberg
2013-2017 Barbara Schröder - Möring